Das Wirtschaftspodium wird erwachsen

Dieses Jahr fand die 20. Ausgabe des Wirtschaftspodiums Limmattal statt. Das Stelldichein für Politiker und Unternehmer aus der Region stand ganz im Zeichen des Themas «Mut». Zum ersten Mal wurde der Wipo-Jungunternehmerpreis verliehen.

 

«Nur Mut!», hiess das Motto der Jubiläumsausgabe des Wirtschaftspodiums (Wipo) Limmattal. Das Wort «Mut» war denn auch allgegenwärtig an der 20. Durchführung des Anlasses. Mut etwa hätten die Gründer des Wipo bewiesen, als sie den Event im Jahr 2000 das erste Mal durchführten, sagte Fredi Pahr, der Präsident des Organisationskomitees.

 

Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, auf der sich Limmattaler Politiker und Unternehmer einmal im Jahr ungezwungen treffen und austauschen konnten. Die Plattform sollte zudem kantonsübergreifend sein, weil auch das Limmattal mit seinem aargauischen und zürcherischen Teil kantonsübergreifend ist. Kantonsübergreifend ist denn auch die Trägerschaft des Wipo mit dem Industrie- und Handelsverein Dietikon (ZH), der Wirtschaftskammer Schlieren (ZH) und der Vereinigung für Industrie, Dienstleistungen und Handel Spreitenbach (AG).

 

Mutige Veranstalter

Das erste Wipo war dem privaten Verkehr im Limmattal gewidmet. Das Thema beschäftigte die Region also schon vor zwanzig Jahren. Heute erreichen die Bemühungen, den ausufernden motorisierten Individualverkehr einzudämmen und auf den öffentlichen Verkehr umzulenken, mit dem Bau der Limmattalbahn von Zürich-Altstetten nach Killwangen-Spreitenbach gerade ihren Höhepunkt.

 

Der Mut der Wipo-Gründer wurde belohnt: rund 400 Personen kamen 2000 an den ersten Anlass in die Dietiker Stadthalle.

 

Noch einmal Mut zeigten die Organisatoren des Wipo gemäss Pahr, als sie den Anlass aus der zu klein gewordenen Stadthalle in Dietikon vergangenes Jahr in die viel grössere Umweltarena in Spreitenbach zügelten. Auch dieser Mut zahlte sich aus: Dieses Jahr war der Event mit über 1000 Teilnehmern ausverkauft.

 

Mutige Unternehmer

Die Jubiläumsausgabe des Wipo wartete mit einem Novum auf: Zum ersten Mal wurde der mit 10 000 Franken dotierte Wipo-Jungunternehmerpreis verliehen. 50 Bewerbungen von jungen und jung gebliebenen Unternehmern aus dem Limmattal gingen ein. Sie alle hätten den Mut gehabt, sich selbständig zu machen und eine eigene Firma zu gründen, sagten André Brühlmann und Simon May, Co-CEO des in Schlieren angesiedelten Instituts für Jungunternehmen. Aus den 50 Bewerbungen wurden acht Start-ups ausgewählt, die sich vor einer 15-köpfigen Jury präsentieren konnten. Die drei bestplatzieren durften sich schliesslich am Wipo vorstellen und einen Check entgegennehmen.

 

Als Sieger ging aus dem Wettbewerb Reto Naef mit seiner Firma Topadur Pharma hervor. Diese erforscht und entwickelt Medikamente zur Heilung chronischer Wunden, die insbesondere ältere Personen oft plagen. Den zweiten Preis gewann Florian Müller mit seinem Unternehmen Pexapark. Dieses hat eine Software entwickelt, die Besitzern von Solar- und Windanlagen den Verkauf ihrer Energie erleichtert. Der dritte Platz ging schliesslich an Raphaela Cusati und ihre Firma Nubana. Sie hat eine App für Smartphones entwickelt, die den Informationsaustausch zwischen den Betreuern in Kindertagesstätten und den Eltern der Kinder einfacher und sicherer macht.

 

Brühlmann und May sagten, das Limmattal sei eine fruchtbare Region für Unternehmensgründungen. Jede vierte Gründung in der Schweiz geschehe nämlich in den Kantonen Aargau und Zürich. Und von den Unternehmensgründungen in diesen beiden Kantonen finde jede fünfte im Limmattal statt.

 

Mutige Prominente

Mut war schliesslich auch ein Thema des prominent besetzten Gesprächs auf dem Podium. Unter der Leitung des ehemaligen Fernsehmoderators Stephan Klapproth diskutierten alt-Bundesrätin Doris Leuthard, Nadja Schildknecht, abtretende Co-Direktorin des Zurich Film Festivals (ZFF), Helene Niedhart, Gründerin und CEO der Cat Aviation, sowie Fabian Cancellara, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister im Zeitfahren und heute Unternehmer.

 

Leuthard bewies Mut bei politischen Entscheidungen, die die Schweiz verändern dürften wie etwa der Ausstieg aus der Atomkraft. Schildknecht hatte den Mut, trotz Schwierigkeiten und Anfeindungen den Aufbau des ZFF weiter voranzutreiben. Niedhart war mutig, indem sie aus der Faszination fürs Fliegen einen Beruf machte und eine Geschäftsfluggesellschaft gründete, obwohl sie dafür von Männern belächelt wurde. Cancellara schliesslich zeigte Mut, als er mit Velofahren aufhörte, obwohl er noch hätte erfolgreich weitermachen können, und Unternehmer wurde.

 

Text und Fotos: Martin Gollmer