Helfer in vielen Notlagen

Die Feuerwehr Dietikon macht viel mehr als nur Brände löschen.

Und sie kommt nicht nur im Bezirkshauptort zum Einsatz.

Mittwoch, 3. Mai 2017, 19 Uhr: Die Mannen und Frauen der Züge 2 und 3 der Feuerwehr Dietikon stehen vor dem Feuerwehrgebäude hinter dem Stadthaus bereit für einen Übungsabend. «Achtung» und «Ruhn» ,befiehlt Stützpunktkommandant Stefan Fahrni, und richtet dann ein paar begrüssende und einleitende Worte an die Feuerwehrleute. Dann geht es ab auf die Übungsplätze. Ein Zug begibt sich ins Fondli-Quartier und übt dort an verschiedenen Mehrfamilienhäusern Brandbekämpfungseinsätze. In einem Haus muss ein Kellerbrand gelöscht und eine Person von einem Balkon in zweiten Stock gerettet werden. Schläuche werden ausgerollt, Atemschutzgeräte angezogen und Leitern aufgestellt. Der andere Zug fährt zur Abwasserreinigungsanlage. Er übt an einem leeren Klärbecken das Legen eines Schaumteppichs. Am frühen Morgen noch war eine Gruppe der Feuerwehr zum 62. Einsatz in diesem Jahr ausgerückt. Es galt, der Sanität beim Evakuieren eines Patienten aus einem mehrstöckigen Haus zu helfen.

Solche technische Hilfsleistungen erbrachte die Feuerwehr Dietikon 15 mal im vergangenen Jahr. Am häufigsten – nämlich 47 mal – musste sie 2016 wegen Brandmeldeanlagen, Fehl- und Falschalarmen ausrücken. 33 mal wurde die Feuerwehr wegen Elementarereignissen – vor allem Wasserschäden – gerufen. 28 mal galt es, Brände zu bekämpfen. 19 mal waren ihre Dienste als Ölwehr gefragt. 9 mal zum Einsatz kam die Feuerwehr bei Verkehrsunfällen und 3 mal wegen Personenunfällen im Bahnverkehr. Die Feuerwehr ist also ein multifunktionaler Helfer in den verschiedensten Notlagen. 2016 kam sie auf insgesamt 178 Einsätze.

Grosses Einsatzgebiet

Die Feuerwehr Dietikon ist jedoch nicht nur für den Bezirkshauptort zuständig. Sie ist eine sogenannte Stützpunktfeuerwehr, die auch die Ortsfeuerwehren in den umliegenden Gemeinden unterstützt. 24 der 178 Einsätze in 2016 waren solche Stützpunkteinsätze. Zum Einzugsgebiet der Feuerwehr Dietikon gehören damit auch die Gemeinden Oetwil an der Limmat, Geroldswil, Weiningen, Unter- und Oberengstringen, Schlieren, Urdorf, Birmensdorf, Aesch, Oberwil-Lieli, Rudolfstetten und Bergdietikon.

Auf den umliegenden Autobahnen reicht das Einsatzgebiet der Feuerwehr Dietikon von der Einfahrt Wettingen im Westen bis zum Gubristtunnel im Osten und zum Uetlibergtunnel im Süden. Im Bahnverkehr ist die Feuerwehr Dietikon vom Rangierbahnhof Limmattal bis zum Bahnhof Altstetten und bei der BDWM-Bahn bis zum Mutschellen zuständig.

Entsprechend ihrem grossen Aufgaben- und Einsatzgebiet ist die Feuerwehr Dietikon aufgestellt. Sie verfügt über 13 Fahrzeuge, darunter eine Autodrehleiter und ein Universallöschfahrzeug mit einem 5000-Liter-Wassertank. Für die Einsätze kann sie zurzeit auf insgesamt 87 Feuerwehrleute – 81 Männer und 6 Frauen – zurückgreifen. Eingeteilt sind diese Leute in drei Züge, ein Kommando und einen Stab.

      Ausgefeilte Alarmorganisation

Eine ausgefeilte Alarmorganisation sorgt dafür, dass schnellstens zu Einsätzen ausgerückt werden kann. Ziel ist es, dass in der Gemeinde Dietikon innert 10 Minuten nach einem Alarm mindestens zehn Leute am Ereignisort sind, und dies über 24 Stunden an 365 Tagen, wie Stützpunktkommandant Stefan Fahrni dem «dietiker» beim Besuch am 3. Mai erklärt. Rückgrat des Alarmdispositivs sind zehn Alarmgruppen. Geht ein Alarm ein, werden diese Gruppen abwechselnd der Reihe nach alarmiert. Zum Einsatz kommen dabei pro Gruppe bis zu 31 Feuerwehrleute. Wird ein Grossalarm ausgelöst, rücken alle 87 Mitglieder der Feuerwehr Dietikon aus, bei einem sogenannten Stützpunktalarm sind es 50 Leute.

Personalprobleme hat die Feuerwehr Dietikon keine. Es gebe zur Zeit genug Interessenten, die Abgänge ersetzen könnten, sagt Stabsoffizier Roger Wiederkehr beim Besuch des «dietiker». Rekrutiert wird der Nachwuchs anlässlich eines jährlichen stattfindenden Informationsabends und aus der Jugendfeuerwehr. Mitmachen in der Feuerwehr kann jeder Mann und jede Frau, die mindestens 18 Jahr alt und bei guter Gesundheit sind.

Mitmachen erfordert Flexibilität

Wer in der Feuerwehr dabei sein will, muss allerdings sehr flexibel sein. Einsätze finden nullkommaplötzlich zu jeder Tages- und Nachtzeit statt. «Es gilt, innert Minuten von null auf hundert umzuschalten», sagt Stützpunktkommandant Stefan Fahrni. Auch finden zahlreiche Übungen statt. Die Züge beispielsweise üben 14 mal pro Jahr während jeweils zweieinhalb Stunden. Dazu kommen noch zusätzliche Übungen für Spezialisten, etwa für die Atemschutzleute oder die Fahrer. Das Mitmachen in der Feuerwehr erfordert also viel Zeit und sollte dementsprechend mit der Familie und mit dem Arbeitgeber abgesprochen sein. Die Aufopferung für den Dienst an der Allgemeinheit wird entschädigt. Feuerwehrleute erhalten für Übungen und Einsätze einen Sold.

Stützpunktkommandant der Feuerwehr Dietikon ist seit Anfang 2016 Stefan Fahrni. Der 50-jährige Landwirt ist seit 24 Jahren in der Feuerwehr. An ihr schätzt er die tolle Kameradschaft, die Möglichkeit, in Notlagen helfen zu können, und die herausfordernde Bedienung der vielen Geräte. Die Fahrnis sind eine richtige Feuerwehr-Familie.

Bereits sein Vater war viele Jahre in der Feuerwehr Dietikon. Und jetzt sind auch seine Söhne wieder in der Feuerwehr. Stefan Fahrni wendet viel Zeit seiner Arbeits- und Freizeit für die Feuerwehr auf. Als selbständiger Landwirt ist er sehr flexibel und kann auch auf die Unterstützung seiner Familie zählen, wenn er ausrücken muss. Trotzdem sagt er: «Manchmal ist es nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen.»

Text und Fotos: Martin Gollmer