«Kultur hat verschiedene Formen. Und im gleis21 haben wir Platz dafür»

Kultur ist lebendig in Dietikon. Damit diese lebendige Kultur wachsen kann, braucht es auch einen passenden Platz. Mit dem «gleis21» erhalten die Dietikerinnen und Dietiker einen Ort für Begegnungen, Austausch und die Möglichkeit, die Arbeit von Kulturschaffenden zu erleben. Einen Einblick und eine Vorschau auf das Kommende:

 

Was ist das «gleis21»?

Kerstin Camenisch: Das gleis21 wird ab Januar 2019 der neue Kulturort von Dietikon werden. Es soll ein Ort für den kulturellen Austausch sein, um Kultur zu erleben und kennenzulernen.

 

Wie kam es zur Idee für einen solchen Ort?

Fabian Hauser: Der Hintergrund ist das Kulturleitbild der Stadt Dietikon. Aus diesem ist ein Kulturraumkonzept entstanden, in welchem drei Kultur-Leuchttürme definiert sind. Als das Atelier 23 aus dem Gebäude auszog, hat sich Irene Brioschi, die Kulturbeauftragte der Stadt Dietikon, dafür eingesetzt, dass dieses Gebäude einer davon wird.

Kerstin Camenisch: Ergänzend dazu vielleicht noch: Es hat bis jetzt ein vergleichbarer Ort im Limmattal und im Grossraum Dietikon gefehlt. Es gab früher in Dietikon solche Kulturzentren, diese sind aber alle verschwunden. Und die Kulturschaffenden haben sich immer für einen solchen Ort ausgesprochen, weil es wirklich ein Bedürfnis ist.

 

Im Zusammenhang mit dem gleis21 wird oft von diesen Kultur-Leuchttürmen gesprochen. Welches sind die anderen zwei?

Fabian Hauser: Einer davon ist der Stadtkeller, dieser wird seit 22 Jahren bespielt, durch das Theater Dietikon und die Stadt Dietikon. Und der dritte Leuchtturm ist jetzt in der Planung, das ist die Zehntenscheune.

 

Welche Rolle ist den drei Orten jeweils zu gedacht?

Kerstin Camenisch: Ein wenig plakativ lässt es sich so zusammenfassen: Der Stadtkeller ist ein Raum mit 48 Sitzplätzen, welcher für kleinere Veranstaltungen geeignet ist. Er wird vorwiegend für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die Zehntenscheune ist gedacht als Ort der Kulturveranstaltungen, die bis anhin im Gemeinderatssaal stattfanden, und soll beispielsweise auch für Generalversammlungen von Vereinen oder für Hochzeiten genutzt werden können. Hier im gleis21 entsteht ein Begegnungsort mit Bistro, der immer in Betrieb ist und in dem jeden Tag Kulturelles entsteht.

 

Am 12. Januar 2019 nehmen Sie den Betrieb offiziell auf: Was für Veranstaltungen erwarten die Dietikerinnen und Dietiker im ersten Jahr?

Carla Hohmeister: Wir haben fixe Programmpunkte bis im April. Darunter das deutsche Komikerduo «Oropax», welches für uns am 9. März 2019 eine Benefizvorstellung gibt. Dann organisieren wir am 23.März zusammen mit dem Theater Dietikon einen Abend mit den Desperados. Und ab Ende April findet eine dreiwöchige Ausstellung rund um das Thema Animationsfilm statt. Inklusive Filmvorführungen und Animatoren, die vor Ort arbeiten. Aber ein fixes Programm haben wir noch nicht, da wir dem Programm einen Gestaltungsraum geben wollen und auch offen sind für Vorschläge und Inputs.

 

Wie werden die Leute von den Veranstaltungen erfahren?

Kerstin Camenisch: Wir werden stark mit der Stadt Dietikon und ihrem Kulturversand zusammenarbeiten, aber auch Online und auf den sozialen Netzwerken präsent sein. Zudem werden wir auch mit den regionalen Zeitungen und allenfalls mit Plakaten arbeiten.

 

Das Gebäude war lange baufällig – Wer kam für die Sanierung des Gebäudes auf?

Kerstin Camenisch: Der Rohbau und die Instandsetzung hat die Stadt Dietikon finanziert. Wir übernehmen die Kosten für Innenausbau und -ausstattung von rund 400’000 Franken.

 

Wie finanziert der Verein diese Ausgaben?

Kerstin Camenisch: Die Finanzierung des Mieterausbaus wird über Stiftungen, Gönnerschaften und Spender gesichert. Momentan stecken wir neben viel Herzblut und Eigenleistungen auch private finanzielle Mittel hinein. Die Betriebsfinanzierung passiert einerseits über einen Betriebsbeitrag aus dem Kulturbudget der Stadt Dietikon, andererseits über eine Umsatzbeteiligung am Bistro, die Vermietungen der Ateliers und des Veranstaltungsraumes und der Ticketverkäufe der Veranstaltungen. Weitere Anfragen sind noch pendent, doch sind wir über zusätzliche Spenden oder Gönnerbeiträge sehr dankbar.

 

Kultur wird heute gerne als abgehoben und elitär angeschaut – wie gehen Sie damit um?

Carla Hohmeister: Unser Ziel ist klar: Wir wollen Berührungsängste abbauen. Kultur hat viele verschiedene Formen, beispielsweise ist für mich ein Film- oder Jass-Abend auch Kultur. Und auch dieser wollen wir im gleis21 einen Platz bieten.

 

Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn das gleis21 öffnet?

Carla Hohmeister: In einem anderen Interview haben wir mal gesagt, wir freuen uns auf unser neues Wohnzimmer. Einen Ort, wo man gerne einen Kaffee trinken geht und gespannt sein darf, wen man trifft und was vielleicht neu ist und was man erleben kann.

Kerstin Camenisch: Also ich freue mich vor allem, wenn es dann losgeht! Wir arbeiten seit dem September 2016 an diesem Projekt, und jetzt bin ich einfach wahnsinnig neugierig, wie es wird, wie es die Leute annehmen und wer in den Ateliers tätig sein wird. Ich freue mich einfach auf das, was kommt.

 

Kerstin Camenisch
Co-Präsidentin und Gemeinderätin der Stadt Dietikon. Zudem ist Sie Geschäftsführerin der Stiftung «Ferien im Baudenkmal».
Carla Hohmeister
Co-Präsidentin, ist freischaffende Künstlerin und lebt und arbeitet in Dietikon. Als Mitglied der Familie Hohmeister wirkt sie bei der Triennale der Skulptur Bad Ragartz mit.Fabian Hauser
Aktuar, ist Inhaber der Firma design and shape GmbH und seit über 17 Jahren verantwortlich für die Veranstaltungstechnik bei Anlässen der Stadt Dietikon. Er übernimmt die Geschäftsführung des gleis21 ab dem neuen Jahr.