Mammutprojekt Niderfeld

Es ist eines der letzten grossen und zusammenhängenden Entwicklungsgebiete im Limmattal – die Planung entpuppt sich als aufwändiger als ursprünglich gedacht. Der Baustart erfolgt frühestens im Jahr 2028.

Das Niderfeld befindet sich im Nordosten der Gemeinde Dietikon und grenzt teils an Spreitenbach. Mit rund 40 Hektaren ist das Niderfeld Dietikons letzte grosse Baulandreserve. Und gut Ding will Weile haben: Die Planung, wie das bis 1890 landwirtschaftlich genutzte Gebiet in Zukunft aussehen wird, läuft bereits seit rund zehn Jahren. Um die 3000 Menschen sollen dereinst hier wohnen und weitere 4000 Leute arbeiten. Hinter dem Vorhaben steht der Ende 2012 gegründete Verein «Grundeigentümer Niderfeld Dietikon» (VGND). Dieser begleitet die Entwicklung im Niderfeld, fördert die Interessen und Anliegen der Grundeigentümer und vertritt diese gegenüber den Behörden. Die drei grössten Eigentümer sind die Firma Planzer Transport AG, die Stadt Dietikon sowie die Josef Wiederkehr AG aus Dietikon.

Zweimal wurden im Laufe der Zeit Anträge gestellt, das Niderfeld ganz oder teilweise in eine Industriezone umzuwandeln. Beide Male wurden die Anträge abgelehnt: erst vom Gemeinderat und dann an der Urne. Im kantonalen Richtplan mass man 1995 dem Niderfeld kantonale Bedeutung als Zentrumsgebiet zu. In einem Zentrumsgebiet sind Siedlungsteile mit hoher baulicher Dichte wie auch Erholungsgebiete vorgeschrieben. So soll ein attraktiver wirtschaftlicher Standort mit einem guten Anschluss an den ÖV geschaffen werden. Anfang 2002 wandte sich die Stadt Dietikon an die Regionalplanung Zürich und Umgebung (RZU) mit dem Ziel, eine politisch tragfähige Zonierung zu finden. Diese sollte eine geordnete, auf ein Gesamtkonzept abgestützte bauliche Entwicklung zulassen. Am offenen Planungsprozess Niderfeld nahmen nebst Vertretern des Stadt- und Gemeinderats auch Grundeigentümer, Wirtschaftsorganisationen, Vertreter des Kantons Aargau, ideelle Organisationen sowie Einwohnerinnen und Einwohner von Dietikon teil. Damit wurde sichergestellt, dass alle Interessensgruppen vertreten waren und sich entsprechend einbringen konnten.

Daraus resultierten zwei Grobkonzepte: Eines sah ein Erschliessungsnetz vor, welches sich weitgehend der bestehenden Parzellierung anpasste. Das zweite skizzierte die Entstehung eines Parks entlang des Teischlibachs, der das Niderfeld in ein Arbeitsgebiet im Westen, einen Park in der Mitte und ein Wohn-/Mischgebiet im Osten unterteilt. Im 2010 wurde die Einzonungsvorlage schliesslich rechtskräftig: Kernelemente der neuen Zonen sind die Gestaltungsplanpflicht und die Vorgabe eines acht Hektaren grossen Stadtparks. Das im 2013 erarbeitete städtebauliche Konzept bildete die Grundlage für die nachfolgenden Gestaltungs- und Quartierpläne. Der Masterplan wurde schliesslich im Jahr 2015 durch den Stadt- und Gemeinderat verabschiedet und den Grundeigentümern sowie der Öffentlichkeit in die Vernehmlassung gegeben. Der Stadtrat Dietikon leitete Ende August 2017 das Quartierplanverfahren ein. Danach mussten sich die Grundeigentümer auf verschiedene Parameter und die Neuverteilung der Landflächen einigen. Der Gestaltungs- und Quartierplan, die Revision der Bau- und Zonenordnung plus das Wasserbauprojekt Teischlibach wurden dem Kanton Mitte 2020 zur Prüfung vorgelegt. Die Antwort ist noch ausstehend.

So soll das neue Quartier aussehen
Der grosse, zentrale Park bildet das Herzstück des Quartiers Niderfeld. Ruhige Parkinseln, Spielmöglichkeiten, Siedlungsgärten und grosszügige Rasenflächen sind vorgesehen und sollen Menschen aus der Umgebung anlocken. Um den Park herum finden sich ein Mischgebiet entlang der Strecke der Limmattalbahn, ein Wohngebiet am nördlichen Rand des Parks sowie ein Arbeitsplatzgebiet im Westen zur Mutschellenstrasse hin. Aus Lärmschutz-Gründen bildet das Mischgebiet zur Ueberlandstrasse hin eine mehrheitlich geschlossene Bebauung. Der Wohnanteil soll aus kleineren Baueinheiten bestehen, die sich höhenmässig gegen den Park hin abstufen.
Den Zutritt zum neuen Stadtquartier markiert der Torplatz beim Dreispitz, wo eine Haltestelle der Limmattalbahn geplant ist. Am Torplatz sollen die Bewohner des Niderfelds Restaurants und verschiedene Shops vorfinden. Östlich schliesst sich der Quartierplatz an, der den Einwohnern als Spiel- und Treffpunkt dienen soll. Ein weiterer Platz wird an der zweiten Haltestelle der Stadtbahn an der Schnittstelle von Arbeitsplatz- und Mischgebiet entstehen. Die Limmattalbahn fährt entlang dem Boulevard auf eigenem Trassee. Es soll darüber hinaus ein dichtes Netz an Wegen für den Velo- und Fussgängerverkehr entstehen. Westlich der Mutschellenstrasse ist das Depot für die Limmattalbahn geplant. Die Wohn- und Mischzonen des Niderfelds werden als Tempo-30-Zone ausgebildet. Das Strassennetz ist so angelegt, dass kein Schleichverkehr vom Arbeitsplatzgebiet im Westen zum Misch- und Wohngebiet im Osten stattfindet.

Bislang erhielt die Stadt Finanzierungskredite von über 1 Million Franken – der Planungsaufwand entpuppte sich als grösser als erwartet und aufgrund der hohen Regelungsdichte gibt es noch viele Hürden zu überwinden. Auch die gewünschte Hochbahn vom Niderfeld nach Silbern ist noch in Arbeit. Der Baustart ist frühestens auf das Jahr 2028 vorgesehen. 

Text: Linda von Euw / Quelle: Niderfeld.ch / Bild: VGND