«Wille vorhanden, etwas zu machen»

Dort, wo sich heute noch die Post Dietikon 2 Brunau befindet, soll ein Gemeinschaftszentrum entstehen. Das sieht es ein Konzept der SP vor. Erste Treffen mit der Stadt, anderen Parteien und dem Quartierverein Schönenwerd zeigen: Die Idee stösst auf breites Interesse.

Die Tage der Post Dietikon 2 Brunau sind gezählt. Die Filiale am Knoten Birmensdorferstrasse/Schönegg- strasse wird auf den Herbst hin wegen stark sinkenden Besucherfrequenzen geschlossen und durch eine Postagentur im Kiosk am Bahnhof Glanzenberg ersetzt. «Das ist eine halbbatzige Lösung, mit der wir nicht zufrieden sind», sagt Christoph Schätti, Präsident des Quartiervereins Schönenwerd. Der Quartierverein hatte rund 1800 Unterschriften für den Erhalt der Postfiliale am jetzigen Standort gesammelt – vergebens.

«Man kann die Lösung gut oder schlecht finden», meint Stadtpräsident Roger Bachmann (SVP). «Fakt ist, dass sich bezüglich Erhalt des Postangebots im Quartier schlicht keine andere Lösung finden liess; die Alternative wäre eine ersatzlose Schliessung der Postfiliale gewesen.» Dagegen habe sich die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten gewehrt.

«Das ist sicher eine pragmatische Lösung», findet Johannes Küng, Quartierbewohner und SP-Gemeinderat. «Schade ist, dass die Post damit aus dem Quartierzentrum wegzieht und zwar für Pendlerinnen und Pendler attraktiver wird, für die Quartierbewohner aber nicht unbedingt.» Im Moment könne man noch am gleichen Ort einkaufen, zur Post gehen und sogar einen Kaffee trinken – alles beim Steinbock-Platz. «Diese Qualität geht jetzt verloren», sagt Küng.

Die SP wird aktiv
Küng lässt es aber nicht beim Bedauern bewenden. Er will den Steinbock-Platz als Quartierzentrum erhalten. Er hat deshalb für die SP ein Konzept für ein Gemeinschaftszentrum in den Räumlichkeiten der Postfiliale Brunau ausgearbeitet und dieses der Stadt, den anderen Parteien in Dietikon und dem Quartierverein Schönenwerd unterbreitet. Küng schwebt ein lebendiger Platz vor, auf dem sich die Menschen aus dem Quartier treffen und einkaufen können und vielleicht auch Zeit für einen Kaffee haben. Im Innern des Gemeinschaftszentrums sollen die Quartierbewohner weiter auch Unterstützung im Alltag finden, können im Co-Working-Space arbeiten oder aber sie mieten Räume, um ein Familienfest zu feiern. Küng würde es schade finden, wenn am Schluss die Räumlichkeiten der Post Brunau leer bleiben oder eine nicht-öffentliche Nutzung Einzug hält.

«Das Konzept weist interessante Ideen und Ansätze auf, die wir stadtintern prüfen und sehen werden, ob sich etwas davon mit der ohnehin geplanten städtischen Quartierarbeit vereinbaren lässt», sagt Stadtpräsident Bachmann. «Aus meiner Sicht funktioniert aber Quartierarbeit und damit auch der Betrieb eines Gemeinschaftszentrums nur, wenn auch die Quartierbewohner bzw. private Dritte einen Beitrag leisten.» Ein ausschliesslich durch die Stadt betriebenes und letztlich auch finanziertes Zentrum sei aus seiner Sicht keine nachhaltige Lösung. Zwischen Küng und Catherine Peer, einer weiteren Quartierbewohnerin und ebenfalls SP-Gemeinderätin, sowie der Stadt – genauer: dem Stadtplaner und der Integrationsbeauftragten – haben Ende April bereits erste Gespräche über das Konzept stattgefunden.

Auch Parteienvertreter plus Quartiervereinspräsident Schätti hat Küng schon zusammengetrommelt. Am Treffen vor der Mai-Sitzung des Gemeinderates nahmen alle Chefs der im Gemeindeparlament vertretenen Fraktionen ausser der FDP teil. Diese steht dem Konzept ablehnend gegenüber. Schätti war erstaunt, dass dabei «von allen anwesenden Fraktionschefs ein positives Echo» zum Gemeinschaftszentrum kam. Er habe «gespürt, dass der Willen vorhanden ist, etwas zu machen». Eine überparteiliche Unterstützung für das Gemeinschaftszentrum ist Schätti wichtig; nur so könne der Quartierverein, der politisch neutral sei, mitmachen.

Die nächsten Schritte
Die nächsten Schritte sind nun gemäss Küng die Einbindung der Quartierbewohner in das Projekt und die Konkretisierung des Konzepts. Geklärt werden müssen etwa die Trägerschaft des Gemeinschaftszentrums – gemäss Schätti soll eine Interessensgemeinschaft gegründet werden –, das genaue Angebot des Gemeinschaftszentrums, der Raumbedarf, die Kosten und die Finanzierung. Den Lead bei diesen Abklärungen haben die beiden SP-Leute Küng und Peer.

Gute Nachrichten kann Schätti von Seiten der Verwaltung der Lokalität der Post Brunau vermelden. Diese würde eine moderate Miete offerieren und sei an einem mehrjährigen Mietvertrag interessiert. Auch würde die Verwaltung «die Räumlichkeiten von der Post befreien» und so herrichten, dass darin ein Gemeinschaftszentrum eingerichtet werden könnte. Es scheint also, dass das Konzept von Küng und der SP unter einem guten Stern steht. 

Text und Fotos: Martin Gollmer