Gelebte Tradition

Vom 15. Juni bis 1. Juli 2018 fand im Limmattal das 26. Zürcher Kantonalschützenfest statt. Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz pilgerten an den Anlass, der nur alle sechs Jahre stattfindet. An drei Wochenenden standen der Schiesssport, Geselligkeit und Kameradschaft im Zentrum.

 

Am Freitagmorgen des 15. Juni 2018 hiess es um acht Uhr auf den Schiessplätzen im Limmattal und in Höngg: «Gut Schuss!». Und so war das Schützenfest eröffnet. Rund 600 Schützinnen und Schützen nutzten den ersten Tag, um die zahlreichen Wettkämpfe zu bestreiten. «Bis zum Ende des Schützenfestes am 1. Juli nahmen 7100 Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz teil», erklärte Werner Hedinger, 1. Vizepräsident des Organisationskomitees. Hedinger zeigte sich zufrieden mit den Abläufen des Fests. «Ich kann die hohe Disziplin der Schützinnen und Schützen nur loben. Dank dieser blieb das Fest unfallfrei.»

 

Spannendes Finale

Die Ausgangslage am letzten Wettkampftag des Schützenfestes, im Finale der Sportschützen über 300 Meter, hätte dann nicht spannender sein können: Die beiden letzten Schützen im Wettkampf, Stefan Pfaller und Roman Neukom, starteten beide mit derselben Punktzahl in den letzten Schuss. Am Ende war der Fall aber klar: Pfaller schoss 95, Neukom nur 66 Punkte. So holte sich der Walliseller Pfaller mit einer Differenz von 29 Punkten den Festsieg am 26. Zürcher Kantonalschützenfest.

Er sei mit gemischten Gefühlen an den Ausstich gekommen, sagte Pfaller: «Ich habe mich aber nicht beirren lassen und mich bis zum Schluss auf das Resultat fokussiert.» Es sei ein hochdotierter Sieg, der ein wenig überraschend gekommen sei – und so werde er sich noch lange an diesen Schiesstag erinnern können, so Pfaller weiter.
Im Festsieg-Ausstich traten insgesamt 15 Schützen und eine Schützin an. Die Jüngste im Feld war Christine Bearth aus Embrach. Die 23-Jährige, welche seit zehn Jahren Standard-Gewehr schiesst, konnte sich an ihrem zweiten Zürcher Kantonalschützenfest zum ersten Mal für einen Festsieger-Ausstich qualifizieren. «Mit der Gesamtleistung bin ich zufrieden, bei einer Top-Zehn-Platzierung kann ich mich nicht beklagen, aber die zwei Achter-Resultate hätten nicht sein müssen.», erklärt Bearth lachend.

 

Prominente Gäste

Das Fest durfte sich über zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Armee freuen. So nahm mit Korpskommandant Aldo Schellenberg der Stellvertreter des Chefs der Armee am Fest teil. Schellenberg zeigte sich zufrieden ob seiner Leistung: «Im Militärwettkampf konnte ich den Kranz holen – für meinen Trainingsstand eine gute Leistung.» Auch SP-Regierungsrat Mario Fehr nahm am Wettkampf teil. Es sei ihm nicht ganz nach Wunsch gelaufen, wie Fehr erklärte: «Ich muss definitiv mehr schiessen.» Am offiziellen Tag des Schützenfests – oder eigentlichen Festeröffnung – nahmen neben Bundesrat Ueli Maurer, SVP-Regierungsrat Ernst Stocker, FDP-Ständerat Ruedi Noser und SVP-Nationalrat Hans Egloff auch Kantonsratspräsidentin Yvonne Bürgin teil. Ernst Stocker verwies in seiner Rede darauf, dass der Kanton die Organisation des Schützenfests mit 40’000.00 Franken aus dem Lotteriefonds unterstützt habe. Als Finanzdirektor sei er zwar normalerweise fürs Sparen zu ständig, aber hier sehe er das Geld als sehr gut investiert an.

 

 

Roger Bachmann, durfte an seinem ersten offiziellen Anlass als Stadtpräsident von Dietikon die Eröffnungsrede halten. In seiner Ansprache mahnte er vor der Hysterie um die Schützen und ihr Sportgerät und verband dies mit einer Anekdote aus seiner Jugend: Seine Kollegen und er seien als Jungschützen jeweils mit dem Fahrrad und dem Sturmgewehr 57 der Väter auf dem Rücken zur Schiessanlage Reppischtal gefahren und hätten ihre Samstage dazu genutzt, um zu trainieren. Heute würde wohl ein Jungschütze mit einem Gewehr auf dem Rücken einen polizeilichen Grosseinsatz auslösen. Das sei eine bedenkliche Entwicklung. Ebenfalls am offiziellen Tag nahm SVP-Bundesrat Ueli Maurer teil. Der Finanzminister hob in seiner Rede die Bedeutung des Schiesswesens hervor. Das Schiesswesen habe eine staatspolitische Bedeutung für die Schweiz und sei eine einzigartige Tradition, die bewahrt werden müsse. Zudem bedaure er sehr, dass er als Finanzminister, im Gegensatz zu seinem vorherigen Amt als Verteidigungsminister, leider nicht mehr so oft an Schützenfeste teilnehmen könne. Daher habe er sich sehr über die Einladung gefreut.

 

Ohne Helfer geht es nicht

Ein Grossanlass wie das 26. Zürcher Kantonalschützenfest lässt sich nur durchführen, wenn viele mithelfen. Insgesamt halfen über 700 Personen über die drei Wettkampfwochenenden mit, dass das Fest reibungslos über die Bühne ging. Werner Hedinger zeigte sich beeindruckt, wie gut die Zusammenarbeit der Generationen funktioniert hat: «Es war wirklich eindrücklich, erleben zu dürfen, wie Jung und Alt harmonisch zusammengearbeitet haben. Und ebenso die Tatsache, dass viele Nichtschützinnen und Nichtschützen mit enormem Einsatz mitgearbeitet haben!» Die Helfersuche sei am Anfang eher schwierig gewesen, aber am Ende habe man dann doch alle zusammen bekommen, so Hedinger: «Allen Helferinnen und Helfern, aber auch den Sponsoren ein grosses Dankeschön. Ohne sie wäre das Fest sicher nicht möglich gewesen.»

 

 

Text: Dominic Karrer, Fotos: ZVG