Jasmina Ritz wird «Miss Limmattal»
November 2018
Ab 2019 wird die Standortförderung im Limmattal neu durch die Limmatstadt AG und ihre Geschäftsführerin Jasmina Ritz wahrgenommen. Mit einer Leistungsvereinbarung stellt die Standortförderung der Stadt Dietikon sicher, dass die Dienstleistungen der Limmatstadt AG auch ihren Interessen und Wünschen entsprechen.
«Das Limmattal ist ein Stück Heimat», sagt Jasmina Ritz. Sie ist zwar nicht in der Region aufgewachsen und wohnt auch nur an deren östlichem Rand, an der Limmat in Zürich West. «Diesen Wohnort schätze ich, mehr nicht», erklärt Ritz im Gespräch mit dem «Dietiker». «Das Limmattal hingegen ist ein Ort, an dem ich mit meiner täglichen Arbeit etwas bewegen, seinen Wandel miterleben und mitgestalten kann. Daraus ist eine Verbundenheit gewachsen über all die Jahre.»
Die 44-Jährige mit einer Ausbildung als Übersetzerin und Unternehmenskommunikatorin arbeitet denn auch schon fast zehn Jahre im und für das Limmattal. Von 2009 bis 2014 war sie Standortförderin in Dietikon. Seither ist sie Geschäftsführerin der Limmatstadt AG mit Sitz in Zürich, einer aus der Wirtschaft hervorgegangenen privaten Aktiengesellschaft zur Standortförderung zwischen Zürich und Baden.
Ab 2019 wird die Limmatstadt AG für die Limmattaler Gemeinden – also auch für Dietikon – die Standortförderung in der Region wahrnehmen. Ritz wird dann offiziell zur «Miss Limmattal». Als solche ist sie schon jetzt bekannt. Eine Person habe sie einmal so angesprochen: «Ihren Namen kenne ich zwar nicht, aber Sie sind diejenige, die für das Limmattal zuständig ist.»
Kantonsübergreifende Vermarktung
Der Verein Standortförderung Limmattal, der seit gut zehn Jahren für den Zürcher Teil der Region zuständig war, löst sich Ende Jahr auf. Das wurde an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 30. Oktober beschlossen. Bruno Hofer, Geschäftsleiter des Vereins, begründet die Auflösung im Herbst-Newsletter so: «Eine Fokussierung auf einen kleinen geografischen Raum hat nicht mehr Sinn. Die Zusammenarbeit muss ausgeweitet und intensiviert werden. Geografische Räume sind in einem erweiterten Perimeter zu erfassen: Die Limmat ist kein Fluss, der nur im Kanton Zürich fliesst. (…) Die Raumentwicklung entlang des Gewässers soll in ihrem gesamten Zusammenhang gesehen werden.»
Die Limmatstadt AG vermarktet denn auch einen in den Kanton Aargau übergreifenden Raum. Nach innen gelte es, «bei der Bevölkerung im Limmattal in den Köpfen zu verankern, dass man eine Region ist», sagt Ritz. «Die Limmatstadt ist Realität, die Region ist zu einem einzigen Lebensraum zusammengewachsen.» Nach aussen müsse man «das Limmattal im stärker gewordenen Wettbewerb der Regionen als eigenständiges, dynamisches Gebiet positionieren».
Die Limmatstadt AG macht dies mit einem Newsletter, dem Magazin «36km», einer Website (limmatstadt.ch), mit Informationen über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Twitter sowie mit einem digitalen, auf Google Maps basierenden dreidimensionalen Modell des Limmattals. Darin lassen sich Planungen und Projekte der öffentlichen Hand wie von Privaten einfügen und anschauen. Geplant, aber erst als Prototyp vorhanden, ist eine Limmattal- App. Ergänzt werden diese Aktivitäten mit regelmässigen Netzwerkanlässen wie dem Wirtschaftsfrühstück.
Regionale und lokale Standortförderung
Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen der Limmatstadt AG und den lokalen Standortförderungen im Limmattal – etwa in Dietikon – aus? «Der Fokus der Limmatstadt AG richtet sich auf das ganze Limmattal», sagt Dietikons Stadtpräsident Roger Bachmann auf Anfrage. «Sie nimmt Aufgaben ausserhalb des Geltungsbereichs der Stadt Dietikon wahr, etwa die Promotion der Dachmarke Limmattal, Lobbying für regionale Projekte (z.B. Limmattalbahn) , die Vernetzung wichtiger Akteure aus Politik und Wirtschaft, die Vertretung des Limmattals und der angeschlossenen Gemeinden in kantonalen, regionalen und lokalen Gremien, Komitees und Verbänden sowie an Messen.»
«Die Standortförderung Dietikon hingegen konzentriert sich auf kommunale Aufgaben», sagt Bachmann weiter. «Dazu gehören die Verbesserung der Standort- und Lebensqualität innerhalb der Gemeinde, das Herausstreichen der Standortvorteile durch Standortmarketing, die Stärkung des Wirtschaftsstandorts durch Pflege der ansässigen Unternehmen und Ansiedlung neuer Firmen, die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sowie das Engagement für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung.»
Am Preis ändert sich nichts
Dienstleistungen für die Gemeinden erbringt die Limmatstadt AG im Rahmen von sogenannten Leistungsvereinbarungen. Die Vereinbarung mit Dietikon umfasst gemäss Bachmann neben den oben erwähnten Aufgaben etwa auch die Verbreitung gemeinderelevanter Informationen über Print- und Onlinemedien – vom Newsletter bis zu Blogs. Zudem haben die angeschlossenen Gemeinden Zugang zum 3D-Modell des Limmattals.
Für die Dienstleistungen im Rahmen der Leistungsvereinbarungen müssen die Gemeinden die Limmatstadt AG entschädigen. Bezahlt werden müssen 1.20 Franken pro Einwohner und 0.80 Franken pro Arbeitsplatz. «Der Preis ist gleich wie beim Verein Standortförderung Limmattal», versichert Bachmann.
Die Limmatstadt AG wurde im Mai 2014 durch die Bau- und Immobilienfirma Halter AG gegründet. Aktionäre sind heute rund hundert Unternehmen und Privatpersonen «quer durch alle Branchen und die Region», wie Geschäftsführerin Ritz sagt. Die Halter AG hält zurzeit noch knapp 30 % der Aktien. Sie verkauft aber laufend Anteile an neue Aktionäre. Ziel ist, dass die Halter AG nicht mehr als 10 % der Aktien hält.
Ausgeglichenes Budget angestrebt
Der aktuell vierköpfige Verwaltungsrat soll auf fünf Mitglieder erweitert werden. Verwaltungsratspräsident ist vorerst noch Balz Halter. Operativ geführt wir die Limmatstadt AG von Jasmina Ritz. Unterstützt wird sie von einer Mitarbeiterin mit einem Teilzeitpensum.
Die Halter AG leistete eine Anschubfinanzierung. Seit 2016 tragen die Aktionäre die jährlichen Kosten von400’00 bis 500‘000 Franken. «Geplant ist, ab 2020 das Budget ausgeglichen zu gestalten», sagt Ritz. Erträge sollen zum einen die Leistungsvereinbarungen mit den Limmattaler Gemeinden bringen, zum anderen Dienstleistungen für die Wirtschaft.
Wie stellt Dietikon sicher, dass die Limmatstadt AG auch in ihrem Interesse handelt und nicht nur in jenem der Aktionäre? «Das geschieht durch die Leistungsvereinbarung und durch Mitsprachemöglichkeiten», sagt Bachmann. «Dazu gehören ein Jahresgespräch, zudem kann eine Delegation der Auftragsgemeinden Einsitz im Fachbeirat nehmen und am Roundtable Standortförderung der Limmatstadt AG mitmachen. Diese verfasst überdies einen Geschäftsbericht und legt an der jährlichen Generalversammlung Rechenschaft ab. Da können wir auch reagieren, wenn etwas nicht nach unserem Wunsch läuft.» Die Leistungsvereinbarung kann jährlich mit einer Frist von sechs Monaten gekündigt werden. Nicht vorgesehen ist, dass sich die Gemeinden an der Limmatstadt AG beteiligen – «zur Vermeidung von Interessenkonflikten und zur Sicherstellung der Corporate Governance», wie Bachmann sagt.