Vielfältige Unterstützung für notleidende Unternehmen

Die Coronavirus-Pandemie und der Bau der Limmattalbahn setzen vielen Gewerbe- und Detailhandelsbetrieben in Dietikon schwer zu. Unterstützung erhalten sie von der Stadt und von Unternehmensvereinigungen. Der «Dietiker» hat eine Bestandesaufnahme gemacht.

Vielen Unternehmen in der Schweiz geht es wegen der Coronavirus-Pandemie schlecht. In Dietikon – und dort besonders im Zentrum – leiden die Firmen zusätzlich noch unter dem Bau der Limmattalbahn. Viele mussten im Frühjahr während des Lockdowns mehrere Wochen schliessen. Nachher konnten sie zwar wieder öffnen. Doch nun behindern Baustellen der Limmattalbahn vor den Geschäften Zufahrt und Zugang zu diesen. Die Folge: Es kommen weniger Kunden, die Umsätze sinken.

Doch nicht alle Unternehmen sind gleich betroffen. Je nach Branche und Standort sei die wirtschaftliche Situation unterschiedlich, sagt Josef Wiederkehr, Präsident des Industrie- und Handelsvereins (IHV) Dietikon. «Während einzelne Branchen und Firmen sehr schwierige Zeiten durchleben müssen, gibt es auch Betriebe, die weniger stark leiden oder denen sich gar neue Chancen eröffnen.»

Die Probleme, unter denen aktuell viele Unternehmen leiden, haben Behörden und Unternehmensvereinigungen aktiv werden lassen – auch in Dietikon. Sie haben Massnahmen ergriffen, um die Firmen zu unterstützen. Besonders ins Zeug legt sich die Stadt Dietikon bzw. deren Standortförderung. So wurde im Herbst dieses Jahres auf Initiative der Standortförderung ein Netzwerk mit Leuten aus dem Detailhandel und der Kultur gegründet, das die Lücke füllen soll, die durch die Auflösung der Vereinigung Zentrum Dietikon Anfang Jahr entstanden ist.

Das Netzwerk will Projekte aufgleisen, die Leben vor allem ins Zentrum bringen. Erste Aktionen sind gemäss Standortförderer Adrian Ebenberger schon zu sehen. So steht während der Adventszeit bis zum 6. Januar 2021 ein sogenannter Wunschbaum auf dem Kirchplatz. An diesem Baum können Passanten Kärtchen aufhängen, die von der Sekundarklasse A3b von Lehrer Thomas Broger im Schulhaus Zentral gestaltet wurden, die sie beim Einkauf in lokalen Geschäften erhalten und auf denen sie einen Wunsch aufschreiben können. Die Kärtchen werden nach Ablauf der Aktion von der Klasse eingesammelt, gesichtet und in einem Wunschbuch verewigt, das bei der Klasse selbst oder der Stadt erhältlich sein wird. Wünsche, die sich von der Stadt umsetzen lassen, werden an diese weitergeleitet. Zudem gestalten Geschäfte wiederum Adventsfenster oder hängen Lichterketten in den Schaufenstern auf. Ziel der Aktionen ist es gemäss Ebenberger, in der Vorweihnachtszeit «ein Stück Besinnlichkeit in die Stadt zu bringen».

Schon im Sommer/Herbst 2019 führte die Standortförderung den Ideenwettbewerb «Mitenand für Dietike» durch. Gesucht waren einfach und günstig zu realisierende Projekte, mit denen speziell auch das besonders unter dem Bau der Limmattalbahn leidende Zentrum belebt und die dortigen Detailhandels- und Gastronomiebetriebe gestärkt werden konnten. Insgesamt gingen 26 Ideen von Gruppen, Vereinen und Privatpersonen ein.

Eine Jury wählte vier Projekte aus, von denen drei realisiert wurden. Das erste war «die lange Bank für Dietikon». Blau bemalte und mit Sprüchen versehene Sitzgelegenheiten aus Holz aus dem Dietiker Wald sollten im Zentrum und anderswo in Dietikon Passanten zum Verweilen einladen. Die von der Infrastrukturabteilung der Stadt stammende Idee wurde im Sommer/Herbst 2020 umgesetzt.

Dietiker Wäppli für treue Kunden
Das zweite Projekt, das realisiert wurde, waren die «Dietiker Wäppli». Gemäss Ideengeberin Magrith Stähli erhalten in lokalen Geschäften und Restaurants einkaufende oder essende Kunden seit Ende Mai 2020 Treuebons, die sie auf einer Sammelkarte aufkleben können. Gegen Abgabe einer vollen Sammelkarte gibt es für die Konsumenten entweder ein Gratisgetränk oder einen Dietiker Stadtweggen. In den speziell für die Aktion kreierten Weggen sind dabei an drei Stichtagen je ein Goldvreneli versteckt. Zudem nimmt jede abgegebene Sammelkarte im Juni 2021 automatisch an der Schlussverlosung teil. An dieser können die Wäppli-Sammler über hundert Preise gewinnen.

Das dritte Projekt, das verwirklicht wurde, heisst «Lebensfreude mitten in den Umbauarbeiten». Die Idee lieferten Claudia Perazza-Alemanni und Daniel Gerber. Umgesetzt wurde die Idee mit der Veranstaltungsreihe «Kunst und Kulinarik in leeren Mieträumen». In diesem Jahr fanden zwei Anlässe statt – am 13. März und am 23. August. Anlässlich der Events konnten sich mögliche Mieter unverbindlich umsehen; zugleich dienten die Räume als Ort der Begegnung. Ausgestellt wurden jeweils Kunstwerke, während Köstlichkeiten des Delikatessengeschäfts Casa Canei für den kulinarischen Genuss sorgten. Die Anlässe waren öffentlich und der Eintritt frei.

Im Frühjahr 2020 führte die Standortförderung die Kampagne «Corona geht uns alle an» durch. Mit Plakaten an dreissig Orten in Dietikon sowie mit 12’000 Flyern, die in alle Haushalte verteilt wurden, sind die Dietikerinnen und Dietiker zur Solidarität mit dem lokalen Gewerbe und dem örtlichen Detailhandel aufgefordert worden. Die Stadt zeigte sich selbst auch solidarisch. Sie erliess gewerblichen Mietern in städtischen Liegenschaften während der Zeit des Lockdowns den Mietzins und gewährte Selbständigen und Kleinstunternehmen, die während des Lockdowns schliessen mussten, zinslose Darlehen.

Einsatz für gute Rahmenbedingungen
Was kurzfristige Hilfsmassnahmen für notleidende Unternehmen anbelangt, wurde gemäss IHV-Präsident Wiederkehr von den Branchenverbänden viel gemacht. Der IHV fokussiere sich deshalb auf langfristig wirkende Massnahmen wie die Verbesserung der Rahmenbedingungen, so dass sich Unternehmen in Dietikon positiv entwickeln und Arbeitsplätze schaffen können. So habe sich der IHV beispielsweise kürzlich bei der Vernehmlassung zum kommunalen Richtplan sehr deutlich gegen geplante Überregulierungen – etwa in Bezug auf die Erdgeschossnutzung – ausgesprochen. Die vorgeschlagenen Regelungen hätten vielen Läden das Leben unnötig schwer gemacht, meint Wiederkehr.

Gerne hätte der «Dietiker» auch gewusst, was der Gewerbeverein Dietikon angesichts von Coronavirus-Pandemie und Limmattalbahn-Bau für seine Mitglieder tut. Doch Präsident Alfons G. Florian richtete aus, er könne wegen saisonal hoher Arbeitsbelastung die Fragen des «Dietikers» leider nicht beantworten. 

Text und Bilder: Martin Gollmer